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Hier habe ich einige mir wichtige Film- und Textbeträge die mir wichtig und mit dem Thema Behinderung und Sexualität sehr wichtig sind.

Interessanter Text von Charlotte Zach aus Ihrem Newsletter vom 15. Januar 2023

Ich danke Charlotte Zach für die Erlaubnis den Text hier zu veröffentlichen.

Behinderung und sexuell übertragbare Krankheiten

Ich habe in dieser Kolumne über einige Einschränkungen berichtet, die ich durch meine Behinderung im Ausleben von meiner Sexualität und Körperlichkeit erfahren habe. Heute möchte ich über ein Thema sprechen, über das hier noch gar nicht gesprochen wurde und von dem mir bis vor kurzem auch nur indirekt bewusst war, dass die Belastung auch mit meiner Behinderung zu tun hat. Doch je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr Beispiele sind mir in den Sinn gekommen, in denen auch andere Menschen mit Behinderung besonders und stärker von diesem Problem betroffen sind.

Das heutige Thema soll sexuell übertragbare Krankheiten sein. Ich habe seit ich Sex habe große Angst vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Nicht nur eine rationale und vernünftige Angst, die mich vorsichtig und verantwortungsvoll sein lässt, sondern auch eine treibende, irrationale Angst. Und diese irrationale Ebene meiner Angst hat mit meiner Behinderung zu tun. Hat mit meiner Biografie als behinderte Person zu tun.

Aufgrund meiner Behinderung weiß ich bereits, was es bedeutet, wenn der eigene Körper nachhaltig in seiner Struktur verändert und geschädigt wird. Ich weiß bereits, dass es alle Bereiche des Lebens beeinflusst, wenn man eine chronische Krankheit hat. Und gleichzeitig weiß ich, dass in der medizinischen Wissenschaft relativ wenig Erkenntnisse darüber existieren, wie verschiedene Erkrankungen miteinander interagieren. Diese beiden Informationen haben dazu geführt, dass ich eine relativ lange Phase von hypochondrischen Ängsten in meiner Jugend und frühen Erwachsenenzeit hatte. Und ich bin immer noch vulnerabel, was dieses Thema angeht.

Dann kommt hinzu, dass durch das Stigma Behinderung in unserer Gesellschaft der Zugang zu umfassender medizinischer Versorgung und Prävention für Menschen mit Behinderung im Bereich Sexualität enorm schlecht ist. Das verstärkt meine Sorge. Mein Zugang zu Aufklärung, Information, Prävention, medizinischer Untersuchung und bei Bedarf auch Intervention ist dabei noch vergleichsweise gut. Ich bin mobil, ich kann mich selber ausdrücken, ich habe Assistenz, die ich anweisen kann mir Produkte zu beschaffen oder mich zum Arzt zu begleiten. Trotzdem war ich erst mit 19 Jahren das erste Mal bei einer Gynäkologin und es war furchterregend.

Außerdem bedeutet es für einen Menschen, der schon eine Behinderung oder chronische Erkrankung hat, etwas ganz anderes, Gefahr zu laufen, sich noch eine weiteren Erkrankung auszusetzen. Viele Funktionen sind bereits eingeschränkt und eine weitere Einschränkung hätte viel massivere Auswirkungen, weil sie mit den bisherigen Einschränkungen interagiert. Aber auch auf physiologischer Ebene kann, es wie angedeutet zu Interaktionen kommen, insbesondere wenn beide Erkrankungen die Funktionsweise des Immunsystems einschränken oder man z.B Medikamente nehmen muss die die Funktionen des Immunsystems unterdrücken.

Ohne es genauer zu wissen, kann ich mir auch einige Szenarien vorstellen, in denen Menschen mit psychischen Erkrankungen oder neurodivergente Menschen in besonderer und andere Art und Weise unter der Möglichkeit, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit zu infizieren, leiden. Darüber möchte ich aber im Detail nicht öffentlich spekulieren.

Für mich bleibt der Fakt, dass ich aufgrund meiner Behinderung besonders aufpasse, mich nicht mit einer sexuell übertragbaren Krankheit anzustecken. Und das kann natürlich einschränkend sein . Für mich bleibt auch der Fakt, dass die Versorgung sowohl präventiv als auch im akuten Fall für Menschen mit Behinderung bei einer Ansteckung massiv schlechter ist, als für Menschen ohne Behinderung. Darüber hinaus bleibt für mich auch ein Fakt, dass die Gefahr, dass eine sexuell übertragbare Krankheit nicht entdeckt wird oder dies erst sehr spät geschieht, für Menschen mit Behinderung sehr hoch ist, weil die Gesellschaft sowieso davon ausgeht, dass sie keinen Sex haben. Abgesehen davon kann ich mir wirklich etwas Schöneres vorstellen, als noch ein weiteres Stigma mit mir herumzuschleppen.

Vielleicht verdeutlicht dieses Beispiel nicht betroffenen Menschen sehr eindrücklich, wie weit und verwinkelt der Einfluss von Behinderung auf die Lebensweise sein kann. Wie weit die Einschränkung gehen kann, lange über das körperliche und auch über das von mir ausgesprochene Soziale hinaus.

Deine Charlotte

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